Digitales Stadtgeflüster am 02.09.2020

Am 02. September fand um 18:00 das erste digitale Stadtgeflüster mit den Themenschwerpunkten Energieraumplanung, CO2, Raumplanung und Mobilität statt. Bei diesem digitalen Workshop waren Vertreter*innen der Stadtgemeinde Tulln, Fachexpert*innen und interessierte Bürger*innen anwesend. Univ. Prof. Dr. Gernot Stöglehner (Experte für Energieraumplanung), DI Anita Mayerhofer (Expertin für Stadtentwicklung) und DI Matthias Zawichowski (Experte für Mobilität) unterstützten uns an diesem Abend mit ihrem Fachwissen. 

Nach einer Vorstellungsrunde und einer einleitenden Frage an alle „Was soll heute für Sie beantwortet werden?“ stellte das Team von nonconform für alle anwesenden Bürger*innen die Aufgabenstellung des Beteiligungsprozesses vor und gab einen kurzen Rückblick was bisher geschah.

Um die Ziele und Herausforderungen der Tulln-Strategie 2030 zu beleuchten, führte nonconform mit den Fachexpert*innen ein Interview. Die Fragen für das Gespräch generierten sich aus den bereits gesammelten und geclusterten Beiträgen aus der Bevölkerung, wie z.B. „Was ist das Klimaziel von Tulln? Welche Rolle/Aufgabe spielt dabei die Energieraumplanung? Was bedeutet Innen – vor Außenentwicklung und was ist eigentlich die „Gartenstadt mit kurzen Wegen“? Wie kann qualitätsvolles Wohnen in der Innenstadt aussehen? Welche Wohnformen sind das? Wie kann man Grün, Privatheit genießen und gleichzeitig ausreichend Möglichkeiten an Nahversorgung und Infrastruktur in seinem Wohnumfeld haben? Was bedeutet Verkehr verlagern und verbessern? Was ist eigentlich Smart  Traffic?

Graficrecording aus dem Interviewgespräch zwischen Mag. arch. Caren Ohrhallinger von nonconform und Univ. Prof. Dr. Gernot Stöglehner, DI Anita Mayerhofer und DI Matthias Zawichowski. 

Es folgte der Ideenrückblick (gesammelte Ideen von 17. August bis 02. September) aus dem sich, in Hinblick auf die Themen des Workshops (Energieraumplanung, CO2, Raumplanung und Mobilität), folgende Fragen/Themen generierten:

Nach dem Ideenrückblick arbeiteten die Teilnehmer*innen in Kleingruppen, sogenannten Mauschelrunden, zu folgender Frage: „Was sind zusätzliche Themen, die heute noch mitgenommen werden sollen?“

Conclusio aus der Vorstellungsrunde und der Mauschelrunde. Es kamen mehrere ähnliche oder sich wiederholende Beiträge, die hier nicht alle gezeigt werden.

Die Erkenntnisse aus Ideenrückblick, Vorstellungsrunde und Mauschelrunde wurden in die jeweiligen Themenräume mitgenommen. 

Themenraum Energieraumplanung, CO2 | Univ. Prof. Dr. Gernot Stöglehner

Als Grundlage für den Themenraum Energieraumplanung ergaben sich vorab folgende Fragen:

Zu den wesentlichen Bebauungskriterien für klimafreundliche Standorte zählen sowohl Mischnutzungen als auch eine dichtere Bebauung. Mischnutzungen müssen hierbei nicht zwangsweise in einem Gebäude vorhanden sein, sondern funktionieren auch in der Nachbarschaft zum Ausgleich des zeitlichen Versatzes, also der Zeitspanne zwischen Stromgewinnung und Stromverbrauch. Die Grenzen der Effizienzgewinne einer dichteren Bebauung liegen in den notwendigen Freiräumen und Grünflächen. Folglich geht es nicht um eine quantitative Dichte, vielmehr um eine „angemessene“ Dichte und ihr Bezug auf die Gebäudestrukturen der Nachbarschaft. Die solare Energiegewinnung stellt ein weiteres Potential dar, welche theoretisch, aufgrund der Anzahl an Dachflächen in Tulln dreimal höher ist, als der derzeitige Bedarf. Die Herausforderung ist auch hier, der zeitliche Versatz des solaren Gewinnes und der Verbrauchsspitzen, die eine Effizienz der Speichersysteme voraussetzt.Trotz Verlusten (z.B aufgrund von zeitlichem Versatz und nicht 100%iger Ausschöpfung) würde der Gewinn allemal reichen und sogar noch zusätzliches Potential, wie z.B E-Mobilität bieten. Daraus ergibt sich die Frage, ob die Solarenergie einen Gesamtumstieg Tullns auf E-Mobilität abdecken würde.

Mehr dazu ist auf dem digitalen Flipchart nachzulesen! 

Legende zum Flipchart:

Anhand der Frage, welchen Beitrag Tullns Bürger*innen zum Klimaziel, der CO2- Neutralität und der Klimawende aktiv beitragen können, wurden verschiedene Möglichkeiten der Energienutzung in unterschiedlichen Größenordnungen besprochen:

|XS| Das dezentralste Modell: Das dezentralste Modell, die PV-Anlage am eigenen Dach: ist in alleiniger Verfügungsmacht der Nutzer*in, hat jedoch nicht den Vorteil des Ausgleichs durch Nutzungsmischung und bräuchte  einen eigenen Stromspeicher.

|S| Das größere dezentrale Modell: Bei einem Mehrfamilienhaus liegt die Verfügungsmacht nicht direkt bei den Nutzern/Verbrauchern, da dieses Modell z.B. von einem Bauträger organisiert wird. Bei einer reinen Wohnnutzung, bietet diese Modell keinen Vorteil des Ausgleichs durch Nutzungsmischung. Ein eigener Stromspeicher würde sich viel eher auszahlen. Hier gibt es allerdings Angebote der Tulln Energie, den überschüssigen Strom ins Netz einzuspeisen / zu verkaufen oder eine Eigenstromanlage zu errichten, die ohne Netzgebühren nutzbar ist. Informationen (z.B. auch zu Dämm-Maßnahmen für das eigene Haus) dazu und Energieberatung bekommt man im Tulln Energie Info Center.

Bei den nächsten Modellen wurde die Frage in den Raum gestellt und richtet sich daher direkt an die Stadtgemeinde Tulln, die Bevölkerung und die Fachexpert*innen: Sind diese Modelle für Tulln sinnvoll bzw. machbar? Gäbe es genug Tullner*innen, die daran interessiert wären, wenn die Stadtgemeinde diese Angebote zukünftig anbietet? 

|M| Das Grätzl / Nachbarschaftsmodell: Eine Möglichkeit wäre z.B. eine Energiegemeinschaft von privaten und/oder gewerblichen Einzelnutzer*innen im Bestand, die vom Vorteil der Nutzungsmischung und von einem gemeinsamen Stromspeicher profitieren.

|L| Das zentrale Beteiligungsmodell: Eine weitere Möglichkeit wäre z.B., dass ein Betreiber Dachflächen im öffentlichen Eigentum nutzt oder, dass Dachflächen von größeren Betrieben zur Energieerzeugung genutzt werden. Interessierte Bürger*innen könnten sich mittels Anleihen daran beteiligen.

Abschließend ergeben sich die Fragen nach dem effizienteren Weg von der Theorie zur Praxis, sowie nach der Ausschöpfung des Potentials der einzelnen Modelle. 

Mehr dazu ist auf dem digitalen Flipchart nachzulesen! 

nonconform fragt.

Die entscheidenden Fragen, die sich aus dem Workshop ergaben und die wir an die Stadtgemeinde Tulln, an die Fachexpert*innen und an die Tullner*innen weitergeben möchten sind: 

Was ist der effizientere Weg: Durch Information, Förderung u.ä. die Umsetzung vieler kleiner dezentraler Lösungen zu fördern, oder zu versuchen, das Solarpotential mit einem zentralen Modell über ganz Tulln bestmöglich auszuschöpfen, an dem sich die Bevölkerung dann indirekt über Anleihen beteiligen kann?

Themenraum Raumplanung mit Schwerpunkt Wohnen | DI Anita Mayerhofer

Als Grundlage für den Themenraum „Raumplanung“ ergaben sich vorab folgende Fragen:

In diesem Themenraum beschloss die Gruppe, sich die Alltagsbrille eines Langenlebarners aufzusetzen und sich mit dem Wohnen (im Alter) in dieser Katastralgemeinde zu beschäftigen. 

Die Katastralgemeinde Langenlebarn zeichnet sich einerseits durch eine gute Infrastruktur aus, andererseits sind diese infrastrukturellen Funktionen wie auf einer Perlenkette entlang der Bundesstraße aufgereiht. Daher kommt auch das Bedürfnis aus einer Bürger*innen-Idee, dass Langenlebarn mehr als nur Durchzugsstraße sein soll. Es gibt kein wirkliches Zentrum. Auffällig ist, dass der Platz bei der Kirche im Süden auch nicht als informeller Treffpunkt genutzt wird. Erschwerend ist, dass der Ort durch mehrere Barrieren horizontal getrennt wird: Die Bahntrasse, die Bundesstraße, die Eduard-Pollakstraße und Dreifaltigkeitsstraße. Zur Erledigung der Alltagsbedürfnisse wird der private PKW zudem vorwiegend der aktiven Mobilität vorgezogen. Hier stellt sich die Frage, wie viel unabhängige Alltagsmobilität zukünftig in Langenlebarn möglich ist, wo sich die kurzen Wege befinden und was es dazu braucht, dass ich mich gerne von meinem Wohnort zu Fuß oder mit dem Rad z.B. zum Einkaufen fortbewege. Weiters kam die Frage auf: „Wie komme ich angenehm und sicher bis zur Donaulände?“ Dies sind alles Themen, die gerade beim Wohnen und Alltag im Alter sehr entscheidend sind, um einer Vereinsamung im Alter entgegenzuwirken. Als Potential wird die Vereinskultur erwähnt, die in Langenlebarn Orte des Treffens und des Austausches bietet, z.B. der Florahofsaal. Als weiterer Ort/Gebäude mit Potential ist ein von der Gemeinde erworbener Leerstand schräg gegenüber des Florahofsaals. Neben der Kirche in der St. Helenagasse entsteht außerdem im Moment eine neue Wohnsiedlung, bei der auf eine fußläufige Durchwegung (in Form eines Servitutes) bereits Rücksicht genommen wird. 

Mehr dazu ist auf dem digitalen Flipchart nachzulesen! 


Legende zum Flipchart:

nonconform fragt.

Die entscheidenden Fragen, die sich aus dem Workshop ergaben und die wir an die Stadtgemeinde Tulln, an die Fachexpert*innen und an die Tullner*innen weitergeben möchten sind: 

Wo gibt es in Langenlebarn sonst noch Plätze mit Potential für zukünftige (informelle) Treffpunkte? Was muss dort zukünftig entstehen, damit diese auch angenommen werden? Was passiert außerhalb der Infrastrukturperlenkette in Langenlebarn? Wie ist hier eine angenehme, sichere Durchwegung von Süden über die Wohngegend bis nach Norden zur Donaulände möglich, damit die aktive Mobilität auch in einer Katastralgemeinde Fuß fassen kann? Wie könnte ein Pilot-Wohnprojekt in Langenlebarn aussehen, das mehr als nur Wohnen ist? Z.B. ein generationsübergreifendes (Baugruppen-) Wohnprojekt verknüpft mit anderen Nutzungen (betreutes Wohnen, Foodcoop, Gemeinschaftsräume, Vereinsräume, Kinderbetreuung durch Leih-Omis, Mitfahr- oder Abholstation, usw.)?

Themenraum Mobilität | DI Matthias Zawichowski

Als Grundlage für den Themenraum „Mobilität“ ergaben sich vorab folgende Fragen: 

Die wesentlichen Bedürfnisse im Bereich der Mobilität stellen zum einen das Zusammenspiel der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmenden, Möglichkeiten zu alternativen Mobilitätskonzepten und zum anderen die Attraktivierung alternativer Mobilitätskonzepte in den Katastralgemeinden dar. Als wesentlicher Konfliktpunkt im Zusammenspiel der Verkehrsteilnehmenden wird die unterschiedliche Geschwindigkeit von beispielsweise Radfahrer*innenund Fußgänger*innen gewertet. Am Beispiel des Stadtzentrums wurden der nördliche Teil des Hauptplatzes, sowie die Donaulände als Bereiche mit einem Konfliktpotential verortet (siehe Luftbild). 

Mehr dazu ist auf dem digitalen Flipchart nachzulesen! 

Legende zum Flipchart:

In Bezug auf die Katastralgemeinden und der Attraktivierung alternativer Mobilitätsformen soll die nahversorgende Infrastruktur miteinbezogen werden. Dabei stellt sich die Frage nach einer Bedarfsermittlung der Nahversorgung, sowie der Voraussetzungen für den öffentlichen Verkehr, um eine Unabhängigkeit vom motorisierten Individualverkehr zu ermöglichen. 

Mehr dazu ist auf dem digitalen Flipchart nachzulesen! 

nonconform fragt.

Die entscheidenden Fragen, die sich aus dem Workshop ergaben und die wir an die Stadtgemeinde Tulln, an die Fachexpert*innen und an die Tullner*innen weitergeben möchten sind: 

Generell ergibt sich die Frage wo es zukünftig Begegnungszonen geben soll bzw. wo eine Trennung der Verkehrswege sinnvoll ist. Welche Bereiche würden von einer Verkehrsberuhigung profitieren bzw. wo ist es notwendig? Welche Verbindungen eignen sich als Begegnungszonen? Wo kann Platzbegrünung stattfinden und wie funktioniert sie auf Plätzen, die als Veranstaltungsort fungieren? Als wichtig werden auch fußläufige Verbindungen, wie beispielsweise eine Verbindung vom Bahnhof zur Donaulände, sowie die Begrünung diverser Plätze betrachtet (siehe Luftbild). Wie können diese konkret aussehen? Als weiterer Schwerpunkt der Mobilität kann die Möglichkeiten alternativer Mobilitätskonzepte und deren Form betrachtet werden. Mögliche Formen sind beispielsweise E- bzw. autonome Mobilität.

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